Die Gesellschaft Württembergs war bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts stark agrarisch geprägt und in ihrem Überleben vom jährlichen Ernteertrag abhängig. Dementsprechend kehrten Ernährungskrisen regelmäßig wieder, deren schwerste Württemberg 1816 durchlief. Ausgelöst wurde die Hungerkatastrophe durch den Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien, in dessen Gefolge Asche die Erdatmosphäre verdunkelte. Es kam zum „Jahr ohne Sommer“ mit Unwettern, sintflutartigen Regengüssen und sogar Schnee während der Sommermonate. Die Obrigkeit stand der Hungerkatastrophe des Jahres 1816 weitgehend machtlos gegenüber. Doch kam es anschließend zu einer Reihe Reformen, so u. a. zur Gründung der landwirtschaftlichen Akademie in Hohenheim und der Anstellung von Johann Nepomuk von Schwerz (1789-1844) als deren Rektor. Verbunden damit war die Errichtung von Mustergütern und Versuchsfeldern sowie die Etablierung des Cannstatter Volksfests als landwirtschaftlicher Leistungsschau. Außerdem wurden vier Ackerbauschulen gegründet, genauso wie landwirtschaftliche Bezirksvereine, die die Bauern im örtlichen Rahmen mit Know-how unterstützen sollten.
Bis in die 1840er Jahre blieb Württemberg vor weiteren Versorgungskrisen verschont, gleichzeitig veränderten sich die gesellschaftlichen Strukturen kaum. Auch im Vorfeld der Revolution von 1848/49 waren 55 bis 60 % der Bevölkerung im deutschen Südwesten in der Landwirtschaft tätig. Erst sehr allmählich etablierte sich industrielle Produktion – vor allem im Bereich Textilien. Insbesondere in Altwürttemberg galten die Landwirte als arm. Aufgrund der Realteilung, d. h. der gleichmäßigen Verteilung bäuerlichen Besitzes unter alle Erben, verfügten die Landwirte in Altwürttemberg nur über kleine Parzellen und mussten häufig durch Heimarbeit noch ein Zubrot verdienen. Im Vorfeld der Märzrevolution befand sich das württembergische Handwerk ebenfalls in einer Krise. Württemberg hatte 1828 und 1836 den Zunftzwang teilweise aufgehoben und ein Stück weit Gewerbefreiheit eingeführt. Dementsprechend groß war im Handwerk der Konkurrenzdruck. Dieser war durch die Gründung des Bayerisch-Württembergischen bzw. Deutschen Zollvereins 1828 und 1834 nochmals erhöht worden – die Handwerker mussten sich nun auf einem größeren Markt behaupten.
In den Jahren 1845/46 kam es wiederum zu massiven Ernteausfällen. 1845 war die Kartoffelfäule von Amerika nach Europa eingeschleppt worden – und gerade die Kartoffel bildete für einfache Menschen, die zwei Drittel ihres Verdienstes für die Ernährung ausgeben mussten, das Grundnahrungsmittel. Nach Unwettern im April 1846 und anschließender Hitzeperiode fiel in diesem Jahr zudem die Getreideernte schlecht aus. Nunmehr kam es zu massiven Teuerungen. Zwischen dem Jahresbeginn 1846 und Mai 1847 verdreifachte sich beispielsweise der Kartoffelpreis.
Die Teuerungskrise hatte wiederum Auswirkungen auf die Konjunktur. Diese befand sich 1847 ohnehin bereits im Abschwung. Fortan musste die Bevölkerung das wenige vorhandene Geld in Nahrungsmittel investieren und hatte keine Mittel mehr für handwerkliche Produkte.
1847 hatten weder der Staat noch die Kommunen tragfähige Antworten zur Lösung der Krise. Seitens der Regierung wurden in der Zeit zwischen März 1847 und September 1848 118.000 Scheffel Getreide (umgerechnet 12,3 Kilogramm pro Einwohner) eingekauft, die zu einem „Gnadenpreis“ von 50 % des Einkaufspreises weitergegeben wurden. Die Gemeinden bemühten sich ebenso um den Kauf von Getreide und Saatgut. In gleicher Weise gaben sie an mehreren Wochentagen unentgeltlich Brot aus und richteten Suppenküchen ein. All diese Maßnahmen hatten eine erhebliche Verschuldung der Gemeinden zur Folge. Gleichzeitig stieg die Zahl der Strafdelikte an. Insbesondere kam es zu Holzdiebstahl, unerlaubtem Betteln und Hausieren. All diese Erfahrungen ließen die Auswanderungszahlen ansteigen, zumal viele Gemeinden die Emigration von Personen aus den Unterschichten und Straftätern förderten, um sich künftig mit geringeren Fürsorgeverpflichtungen konfrontiert zu sehen.
Vor diesem Hintergrund kam es am 1. Mai 1847 zu massiven Marktkrawallen in Ulm. Überaus rasch breiteten sich Gerüchte aus, dass es am 4. Mai auch in Stuttgart zu Ausschreitungen kommen werde. Doch bereits am 3. Mai versammelte sich um acht Uhr abends eine Menge vor dem Haus des Bäckers Mayer in der Hauptstätter Straße 52, um diesem eine „Katzenmusik“ darzubringen. Dabei handelte es sich um eine im Vormärz populäre Form der sozialen Ächtung. Durch wildes Johlen und Schreien, bei dem sich nach Berichten der Polizei vor allem ärmere Frauen hervortaten, sollte Mayers Verhalten öffentlich missbilligt werden: Denn Mayer, der in einem neu erbauten Haus wohnte, hatte bereits seit mehreren Tagen kein Brot ausgeliefert. Mayer selbst begründete dies mit einem defekten Backofen, der repariert werden müsse. Die vor dem Haus versammelte Menge unterstellte dem Bäckermeister jedoch, dass er Mehl horten und erst wieder nach einer Erhöhung des Brotpreises backen und ausliefern würde. Tatsächlich wurde die Hungerkrise des Jahres 1847 u. a. durch Spekulationsgeschäfte weiter angeheizt.
Kurz darauf flogen Steine, gleichzeitig zog Militär zu Pferd auf, um die sogenannte „untere Stadt“, in der die „kleinen Leute“ zu Hause waren, abzuriegeln. Das Militär ging mit Säbelhieben gegen die Demonstranten vor, die ihrerseits Barrikaden bauten und sich mit dem Werfen von Steinen oder Dachziegeln wehrten. Auch wurden seitens der Menge durch Steinwürfe die gerade erst neu installierten Gaslaternen zerstört. Diese standen stellvertretend für den technischen Fortschritt, aber aus Sicht der Unterschichten auch für den Verlust des Schutzes der Dunkelheit und somit für Überwachung. In dieser Situation erschien der König mit Entourage, ohne dass es ihm gelungen wäre, die Menge zu beruhigen. Vielmehr kam es zur vollständigen Eskalation. Das Militär schoss in die Menge, ein auswärtiger Schustergeselle wurde tödlich getroffen. Hinzu kamen weitere Verletzte sowie Beschädigungen an Häusern. Zwischen elf und zwölf Uhr nachts hatte das Militär die Menge auseinandergetrieben.
Im Gefolge des Tumults und in den darauffolgenden Tagen kam es zu 130 Verhaftungen, zumal die Obrigkeit in dem Krawall eine Zuspitzung in mehreren, sich steigernden Schritten ausmachte, die vom Geschrei über Handgreiflichkeiten bis hin zum Steinewerfen reichte. Dabei war einerseits der Privatbesitz des Bäckermeisters Mayer attackiert worden, noch mehr aber sah sich die Staatsgewalt durch die Demonstranten infrage gestellt, indem es zu Steinwürfen auf das Militär gekommen war. Die berittenen Soldaten waren vor allem von demonstrierenden Frauen als sogenannte „Halbbatzen-Reiter“ verhöhnt worden, was so viel bedeutete, dass die Militärs als willfährige Handlanger der Obrigkeit angesehen wurden. Auch hatten viele Frauen gedroht, man wolle am nächsten Tag gleichsam mit Verstärkung wiederkommen. Zudem war der Ruf nach einer Republik zu hören gewesen.
Die juristische Aufarbeitung des Krawalls gestaltete sich schwierig. Der größte Teil der Verhafteten musste wieder freigelassen werden. Denn bei diesen handelte es sich oft um Heimkehrer aus Gaststätten oder Neugierige, denen keine Beteiligung an dem Krawall in der Hauptstädter Straße nachgewiesen werden konnte. Außerdem verhielten sich die Mitglieder der Unterschichten untereinander solidarisch und deckten sich wechselseitig mit Alibis. Oftmals zeigten Zeugen demonstrative Erinnerungslücken oder machten bewusst irreführende Aussagen. Gleichzeitig konnte das ortsfremde in Stuttgart eingesetzte Militär kaum belastbare Angaben machen. Am Ende kam es nur zu wenigen Verurteilungen wie beispielsweise im Fall einer arbeitslosen Wäscherin und Näherin, die auf der untersten Stufe der sozialen Leiter stand, selbst innerhalb der Stuttgarter Unterschichten kaum Rückhalt besaß und ihrer eigenen Überzeugung nach immer Opfer von Denunziationen wurde. Da die Frau drei außereheliche Kinder hatte und nach damaligen Moralvorstellungen bereits auffällig geworden war, passte ihre Tatbeteiligung für den Kriminalsenat des Kreisgerichtshofs Esslingen ins Bild. Darüber hinaus wurden 113 ledige oder verwitwete Frauen, die augenblicklich ohne Arbeit und Verdienst waren und potenziell zum Umfeld des Krawalls vom 3. Mai 1847 gehörten, willkürlich aus Stuttgart ausgewiesen.
Am 4. Mai griff der Stuttgarter Krawall auf Tübingen über, wo eine Mühle gestürmt wurde. Nach der ausgesprochen guten Ernte 1847 beruhigte sich die Situation rasch wieder. Jedoch hatte der Stuttgarter Brotkrawall vom 3. Mai 1847 Anfang Februar 1848 noch ein Nachspiel. Friedrich Römer (1794-1864), der Spitzenvertreter der liberalen Opposition im Stuttgarter Landtag, stellte die Vorgänge anhand von Zeugenaussagen in der Sitzung vom 1. Februar 1848 detailliert nach. Er kritisierte das unverhältnismäßige Vorgehen der Regierung, insbesondere den ohne Vorwarnung erfolgten Gebrauch der Schusswaffe durch das Militär, überaus scharf. Ein Missbilligungsantrag gegenüber dem Verhalten von Militär und Regierung, den Römer einbrachte, erschien der Mehrheit jedoch zu radikal.
Letztendlich blieb der Stuttgarter Hungerkrawall eine Episode und hatte gleichwohl für den Ausbruch der Revolution zehn Monate später eine kaum zu überschätzende Wirkung. Noch während der weitaus stärkeren Hungersnot von 1816 war es zu keinerlei Unruhen gekommen. Seitdem hatte allerdings ein erheblicher Politisierungsschub stattgefunden. Anders als noch dreißig Jahre zuvor wurde nun in der Öffentlichkeit nach Ursachen für Massenarmut und die Verelendung breiter Bevölkerungsschichten gefragt sowie die Rolle der Regierung kritisch erörtert. Diese führte derartige Erwägungen auf die „Wühlerei“ radikaler Zeitungen zurück. Tatsächlich aber wurde das Ansehen der Regierung durch ihre letztlich hilflose Haltung angesichts der Versorgungskrise und ihre überzogene Reaktion durch den Einsatz des Militärs mit einem Todesopfer in Verbindung mit den seit Jahren vorbehaltenen Freiheits- und Partizipationsrechten erheblich beschädigt. Damit war der Boden bereitet, auf den der revolutionäre Funke aus Frankreich im Februar 1848 übersprang.