Bis weit in den Ersten Weltkrieg wurde die Monarchie in Württemberg von keiner Seite infrage gestellt. Hierzu trug vor allem das zurückhaltende Verhalten von König Wilhelm II. (1848-1921) bei, wodurch der württembergische Monarch selbst bei der SPD Ansehen genoss. Auch hatte erst 1906 eine Reform der württembergischen Verfassung stattgefunden, sodass diese bereits von den Zeitgenossen als eine der modernsten im Kaiserreich angesehen wurde.
Schon 1907 hatte der Demokrat Conrad Haußmann (1857-1922) im Stuttgarter Landtag die Forderung nach dem Übergang zum parlamentarischen System gestellt. Diese Forderung hatte Haußmann während der beiden letzten Kriegsjahre im Landtag mehrfach wiederholt, jedoch hatte er lediglich die Unterstützung des Sprechers der Sozialdemokraten, Wilhelm Keil (1870-1968), erhalten. Keil forderte außerdem die Abschaffung der I. Kammer und der Adelsprivilegien sowie die Einführung des Frauenwahlrechts. Ministerpräsident Carl von Weizsäcker (1853-1926) wies die Forderungen Haußmanns und Keils jedoch zurück. Hierbei konnte er sich darauf berufen, dass die Mehrheit der Parteien im Stuttgarter Landtag – Konservative, Bauernbund, Nationalliberale und Zentrumspartei – die Anliegen der Fortschrittlichen Volkspartei und der SPD ebenfalls nicht teilten.
Mit der Berufung des Prinzen Max von Baden (1867-1929) zum Reichskanzler und der Einführung der parlamentarischen Regierungsweise auf Reichsebene entstand eine neue politische Situation. Ab Ende Oktober 1918 forderten in Stuttgart nicht nur SPD und Fortschrittliche Volkspartei, sondern auch Nationalliberale und Zentrum die Parlamentarisierung des politischen Systems Württembergs. Unter diesen Voraussetzungen trat Ministerpräsident von Weizsäcker am 6. November 1918 zurück. Am Tag darauf erfolgte die Berufung des linksliberalen Theodor Liesching (1865-1922) zum neuen Ministerpräsidenten. Seinem Kabinett gehörten nunmehr auch je ein Vertreter der Zentrumspartei, der Sozialdemokratie und der Nationalliberalen an. Die Kontinuität zum Kabinett Weizsäckers blieb gewahrt, indem Innenminister Ludwig von Köhler (1868-1953) und Finanzminister Theodor von Pistorius (1861-1939) im Amt blieben. Bereits in seiner ersten Proklamation am 9. November kündigte Liesching die Wahl einer verfassungsgebenden Versammlung an; wahlberechtigt sollten dabei alle Württemberger – Männer wie Frauen – sein, die über 24 Jahre alt waren. Jedoch ging die außerparlamentarische Entwicklung rasch über das letzte vom König ernannte Kabinett Liesching hinweg.
Denn auf Veranlassung der USPD kam es bereits am 30. Oktober in der Stuttgarter Innenstadt zu ersten Demonstrationen. In der Nacht vom 30. auf den 31. Oktober bildete Fritz Rück (1895-1959), USPD, in den Daimler-Werken einen ersten Arbeiter- und Soldatenrat. Nach weiteren unruhigen Tagen folgte am 4. November eine Demonstration von 10 bis 12.000 Menschen auf dem Schlossplatz, in deren Rahmen die USPD-Vertreter Rück und August Thalheimer (1884-1948) wie schon am 30. Oktober die Abschaffung der Monarchie forderten. Zudem wünschten sie einen sofortigen Waffenstillstand und die Schaffung eines „Volksparlaments“, das sich aus Vertretern der Soldaten, der Arbeiter und der Landarbeiter zusammensetzen sollte. Gleich mehrfach wurde Rück, der offiziell Redeverbot hatte, sich jedoch als Spitzenrepräsentant des Stuttgarter Arbeiter- und Soldatenrates verstand, ohne Erfolg bei Innenminister von Köhler mit diesen Forderungen vorstellig.
Um ein Zeichen der Stärke zu setzen, ließ der Innenminister in der Nacht vom 6. auf den 7. November Rück und Thalheimer auf der Bahnfahrt von Stuttgart nach Friedrichshafen, wo sie die Revolution weiter voranbringen wollten, verhaften. Dies, wie auch die Verhaftung weiterer USPD- Vertreter, führte jedoch zur Eskalation. Nunmehr setzte sich die SPD unter Führung Keils erfolgreich beim Innenminister für die Freilassung der Verhafteten ein. – Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Keil auf eine evolutionäre Entwicklung gesetzt mit dem Ziel, schrittweise den Übergang zur parlamentarischen Monarchie zu bewerkstelligen. Angesichts der Aktivitäten der USPD drohte die SPD die Zügel des Handelns aus der Hand zu geben. Sie musste daher den Kontakt zu den Gewerkschaften und zur USPD suchen. Unter diesen Voraussetzungen demonstrierten unter der Leitung von SPD, USPD und Gewerkschaften am 9. November 1918 100.000 Menschen auf dem Schlossplatz. Hier sprach Keil für die SPD und forderte „die soziale Republik“. Darunter verstand er die Einführung des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Proporzwahlrechts, die Abschaffung der I. Kammer und die Besteuerung der Kriegsgewinne.
Wenngleich Keil zu Ruhe und Ordnung mahnte, drang nahezu gleichzeitig mit der Demonstration auf dem Schlossplatz eine Menschenmenge in das Wilhelmspalais, den Privatwohnsitz Wilhelms II., ein. Zwar wurde der König selbst nicht behelligt, allerdings gegen seinen Willen auf dem Dach des Hauses die rote Fahne aufgezogen. Infolgedessen verließ König Wilhelm II. Stuttgart und zog sich nach Schloss Bebenhausen zurück.
Noch gegen Mittag des 9. Novembers hatten Keil und Arthur Crispien (1875-1946), USPD, erklärt, die Regierung Liesching anerkennen zu wollen. Doch sollten ihr weitere Arbeitervertreter beigeordnet werden. Nachdem sich jedoch in Stuttgart die Nachricht vom Umsturz in Berlin verbreitet hatte, ließ sich am Nachmittag diese Position nicht mehr aufrechterhalten. Vielmehr einigten sich SPD und USPD jetzt im Landtag auf die Bildung eines zunächst nur aus den Arbeiterparteien bestehenden Kabinetts unter Leitung von Wilhelm Blos (1849-1927). Keil hatte bewusst darauf verzichtet, an die Spitze dieses Kabinetts zu treten, nachdem er in den Jahren zuvor tief in die Auseinandersetzungen zwischen SPD und USPD verstrickt war. Blos hatte bislang in Stuttgart die SPD-nahe Satirezeitschrift „Der wahre Jakob“ herausgegeben. Außerdem gehörte er der SPD-Reichstagsfraktion an. Da er als Abgeordneter für Braunschweig gewählt war, hatte er in der württembergischen Landespolitik bisher keine Rolle gespielt und war folglich auch von deren Auseinandersetzungen unbelastet. Zweiter Mann in der Regierung wurde Crispien als Innenminister.
Überaus rasch gelang es der neuen Regierung Anerkennung zu finden. Hierzu trug bei, dass sich der stellvertretende Kommandant der 51. Infanterie-Brigade in Stuttgart, Generalmajor Christoph von Ebbinghaus (1856-1927), ihr zur Verfügung stellte. Durch Vermittlung Keils wurde das Kabinett Blos außerdem am 10. November auf eine breitere Basis gestellt: Mit Liesching als Finanzminister, Johann Baptist von Kiene (1852-1919) als Justizminister und Julius Baumann (1868-1932) als Ernährungsminister traten je ein Vertreter der Fortschrittlichen Volkspartei, der Zentrumspartei wie auch der Nationalliberalen der provisorischen Regierung bei. Sogar der scheidende Monarch Wilhelm II. unterstützte letztlich die Arbeit des neuen Kabinetts. So erklärte er sich ausdrücklich mit dem Eintritt der drei bürgerlichen Vertreter einverstanden, genauso wie er bereits am 9. November erklärt hatte, kein Hindernis für eine staatsrechtliche Veränderung in Württemberg darstellen zu wollen. Zudem entband Wilhelm II. am 16. November die Beamten von dem ihm gegenüber geleisteten Treueid. Acht Tage später sicherte das Kabinett Blos König Wilhelm II. die Zahlung einer Pension sowie die Benutzung von Schloss Bebenhausen zu. Am 30. November erklärte König Wilhelm II. in Form eines offenen Schreibens an das württembergische Volk seinen Thronverzicht.
Weit mehr aber als gegenüber dem resignierenden Monarchen musste die Regierung ihre Stellung gegenüber den Arbeiter- und Soldatenräten bzw. deren radikalen linken Flügel behaupten. Jedoch gelang es SPD-Anhängern bei den Wahlen zum Arbeiterrat von Groß-Stuttgart am 12. November 1918 die Mehrheit zu erringen. Bei der Bildung des Landesausschusses der Arbeiterräte am 8. Dezember 1918 konnten sich Anhänger der Sozialdemokratie ebenso gegenüber der USPD und der Spartakusgruppe behaupten. Nachdem die Regierung Blos bereits am 24. November die Wahl einer konstituierenden Landesversammlung für den Januar angekündigt und am 2. Dezember eine Wahlordnung erlassen hatte, konnte sie nun am 11. Dezember die Wahlen auf den 12. Januar 1919 festsetzen.
Am selben Tag erhielten die Arbeiterräte ein Statut, das ihnen eine Aufgabe als Kontroll- und Beschwerdeinstanz gegenüber der Regierung einräumte. Ein Eingriff in die Exekutive seitens der Arbeiterräte war jedoch nicht vorgesehen.
Trotz der Mehrheit der SPD in den Arbeiterräten blieb es in Stuttgart während des gesamten Dezembers unruhig, zumal seitens der USPD und der Spartakusgruppe umfassende Sozialisierungsmaßnahmen gefordert wurden. Genau dieses Anliegen wiesen nicht nur Industrie und bürgerliche Parteien, sondern auch die SPD zurück. Die Spannungen entluden sich schließlich am 9. Januar 1919, als es durch Anhänger der USPD, der KPD und des „Roten Soldatenbundes“ zur Besetzung des Arbeits- und des Staatsministeriums kam. Zeitweilig irrte das Kabinett Blos buchstäblich auf den Straßen Stuttgarts umher, bevor es sich in den neuen Hauptbahnhof zurückziehen konnte. Mithilfe von Sicherheitskräften der Soldatenräte unter Leitung Paul Hahns (1883-1952) konnte der Aufstand der radikalen Linken letztlich niedergeschlagen werden. Im Gefolge des gescheiterten Aufstandes traten die beiden USPD-Minister zurück, denen die übrigen Kabinettsmitglieder vorwarfen, mit den Aufständischen sympathisiert zu haben.
Mit der Niederschlagung des Aufstandes konnten die Wahlen zur Verfassungsgebenden Landesversammlung wie geplant am 12. Januar 1919 durchgeführt werden, wobei die SPD aus diesen mit knapp 34 % der Stimmen als stärkste Kraft hervorging. Auch wurde nach der Wahl die in der Übergangsregierung Blos bereits angelegte Weimarer Koalition aus SPD, Zentrumspartei und linksliberaler DDP fortgesetzt.