Eberhard Koebel wurde 1907 in Stuttgart als jüngster von drei Söhnen von Dr. Friedrich Koebel (1865-1927) und seiner Frau Eugenie (geb. Schüle, 1876-1956) geboren. Der Vater war Jurist, zuletzt Richter am Oberlandesgericht, und Eugenie entstammte einer Fabrikantenfamilie. Koebel verlebte seine Kindheit frei von finanziellen Sorgen im gehobenen Bürgertum – die Familie lebte im Kanonenweg 80 (heute Haußmannstraße) – und studierte nach dem an der Oberrealschule abgelegten Abitur von 1926 bis 1928 an der Württembergischen Kunstgewerbeschule Stuttgart.
Als Schüler bekam Eberhard Koebel 1922 Kontakt zum Deutsch-Wandervogel und wurde 1925 Führer einer eigenen Gruppe. Diese Organisationen gehörten zur Bündischen Jugend. Darunter verstand man in der Weimarer Republik alle Gruppierungen und -vereine, die mehr oder weniger unabhängig von größeren Verbänden (Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, öffentliche Jugendpflege) selbstbestimmt gemeinschaftliche Freizeitunternehmungen von und für junge Menschen organisierten. Nach einer Zählung von 1927 machten davon in Deutschland rund 4,1 Millionen Jugendliche unter 21 Jahren Gebrauch, also rund 40 % aller Jugendlichen. In einem engeren Verständnis handelte es sich bei der Bündischen Jugend um die bürgerlich geprägten Bünde, die sich auf den Wandervogel der späten Kaiserzeit bezogen, die erste eigenständige Jugendkultur überhaupt; dazu zählten etwa 60.000 „Bündische“.
Eberhard Koebels Bund war deutschnational bzw. völkisch ausgerichtet, zugleich aber sowohl für Jungen- als auch für Mädchengruppen offen. Unter Koebels Führung schloss sich der Gau Schwaben 1927 der „Deutschen Freischar“ an, einem der großen „Einigungsbünde“ von Wandervögeln und Pfadfindern. Ein Jahr später wurde er mit der Führung des „Gaues Schwaben II“ beauftragt und erhielt damit Verantwortung für eine größere Einheit, die er nach seinen Vorstellungen leitete und auf seine Person einschwor. Konflikte mit der Führung der Deutschen Freischar um die eigenständige Herausgabe einer Bundeszeitschrift führten dazu, dass Koebel mit befreundeten Gruppen am 1. November 1929 die „Deutsche Jungenschaft vom 1.11.1929“ gründete, die dann folgerichtig im Mai 1930 aus der Freischar ausgeschlossen wurde. Der Sitz des neuen Bundes befand sich bis zu Koebels Umzug nach Berlin 1930 im „Atelier Gorm“ in der Königstraße 8 in Stuttgart. Die sogenannte „dj.1.11“ war als selbständiger Jugendbund autonom tätig. Gemäß seiner elitären Ausrichtung blieb dieser Bund zahlenmäßig bescheiden, erlangte aber durch sein stilbewusstes und ambitioniertes Auftreten viel Aufmerksamkeit. „Wir sind vorkämpfer der neuen zeit, der einst alle zujubeln werden, streiter für die zukunft zu sein, das macht uns stolz“, formulierte ein 17-Jähriger aus Berlin das Selbstverständnis der Mitglieder der „dj.1.11“. Koebel trat am 20. April 1932 von der Bundesführung zurück, nachdem er angekündigt hatte, in die KPD einzutreten, und seine Gefolgschaft aufforderte, dies auch zu tun. Wechselhafte Organisationsformen (Teilung, Neugründung, Wiedervereinigung) waren typisch für die von Jugendlichen getragenen Strukturen der Bündischen Jugend.
Eberhard Koebel nannte sich nach einer Lapplandfahrt im Herbst 1926 „tusk“, abgeleitet von dem dortigen Idiom „Tysk“ für den „Deutschen“. 1929 folgte eine weitere Lapplandfahrt und 1931 eine ornithologische Expedition zur russischen Polarmeerinsel Nowaja Semlja. Die Fahrtenberichte wurden von Koebel literarisch aufgearbeitet, erschienen in den Publikationen der Jugendbewegung und machten Koebel weit über seine eigenen Gruppen hinaus bekannt.
Weite Verbreitung in der Bündischen Jugend fand seine Kreation eines neuen Zelttyps, der Kohte, die von seinen Beobachtungen bei den nomadischen Lappen inspiriert war. Sie bot den Gruppen Schutz, Wärme und Aufenthaltsraum, während zuvor reine Schlafbehausungen üblich waren. Koebel propagierte den „Kohtenstil“: „Wir wollen uns die Welt der Kohte reinhalten. Nicht vom gerechten Schmutz des Waldes, von Sand, Lehm und Asche, sondern von der Zivilisation. Euer ganzes Denken muss auf Kohtenfahrt der Natur zugewandt sein. […] Dulde weder Radio noch blöde Gesinnung in ihr. Die Kohte soll euch hinausführen in die echtesten und tiefsten Gebiete und Stunden der Heimat.“
Neben der Kohte entwarf Koebel auch die Jungenschaftsbluse der dj.1.11. Ihr Schnitt orientierte sich an den Blusen russischer Matrosen. Koebels Wirken war in erster Linie auf seinen Bund bezogen, richtete sich aber an die gesamte deutsche Jugend, sodass auch die Jungenschaftsbluse rasch von Angehörigen anderer Jugendbünde übernommen wurde. Sie wurde in Serienfertigung von der Firma Breuninger in Stuttgart hergestellt.
Koebels Wirkung stützte sich zudem auf vielfältige Publikationsformen, in denen er seine Vorstellungen und Interessen vertrat. Sie waren durchgehend mit Abbildungen und klaren Schriftfonds anspruchsvoll gestaltet, entsprechend Koebels grafischer Ausbildung und Berufstätigkeit als Verlagshersteller. In Stuttgart erschien beispielsweise 1928 ein illustriertes „Raubvogelbuch“. Als Schriftleiter verantwortete er zuerst die „Briefe an die schwäbische Jungenschaft“, später „Briefe an die deutsche Jungenschaft“. In der Folge betreute er als Redakteur die Zeitschriften „Tyrker“, „Die Kiefer“, „Das Lagerfeuer“ und „Der Eisbrecher“. Als programmatische Schriften ragen „Der gespannte Bogen“ (1931) und die „Heldenfibel“ (1933) heraus. Aus allen spricht der weitergehende Führungsanspruch Koebels, der darin das Bild einer autonomen Jugend entwarf, die „sich selbst erringt“ und neue Wege der Gemeinschaft und Kultur für sich erschließt. Im Gegensatz dazu übe die „Staatsjugend“ politische Beeinflussung aus und lasse nur geringe individuelle Entfaltungsmöglichkeiten zu. Mit seiner Kritik an den republikanischen Organisationsformen stand Koebel in der Bündischen Jugend nicht allein – mehrheitlich lehnte man die Weimarer Verfassung ab bzw. stand ihr skeptisch gegenüber und beteiligte sich nicht an der Ausgestaltung der Demokratie.
1930 war Koebel von Stuttgart nach Berlin gezogen, wo er im Jahr darauf eine als Kommune lebende Wohn- und Werkgemeinschaft, die Rotgraue Garnison, gründete. In politischer Hinsicht wandte sich Koebel, der zuvor deutschnational geprägt war, in dieser Phase kommunistischen Positionen zu, mit denen er in Berlin erstmals in Kontakt gekommen war. Ob er tatsächlich Mitglied der KPD wurde, ist umstritten. Im Januar 1932 heiratete er die aus einer Ärztefamilie in Hirsau stammende Gabriele Römer, mit der er zwei Kinder hatte: Romin, geb. 1935, und Michael, geb. 1939. Seine Frau und seine Familie finden in Koebels autobiografischen Schriften kaum Erwähnung.
Mit ihrem Machtantritt erklärten die Nationalsozialisten ihren Monopolanspruch auf die Erziehung der Jugend in Deutschland. Für unabhängige Jugendbünde gab es keinen Platz mehr; vielmehr wurden Gruppierungen, die sich nicht in die neuen Organisationen von Jungvolk, Hitlerjugend und Bund Deutscher Mädel einreihten, als „bündische Umtriebe“ verfolgt. Koebel rief seine Gruppen im Frühjahr 1933 zum Übertritt in das Jungvolk auf. Ob das aus taktischen Erwägungen geschah oder Koebels Zustimmung zum neuen Regime entsprach, ist wegen seiner widersprüchlichen Äußerungen dazu kaum zu klären. Koebel selbst galt dem neuen Regime als nach wie vor einflussreicher Führer der deutschen Jugendbewegung und wurde deshalb von der Gestapo beobachtet und bedroht. Im Herbst 1933 zog er zurück nach Stuttgart; im Januar 1934 wurde er von der Gestapo dort verhaftet und in das Berliner Gefängnis der Gestapo, das Columbiahaus, überstellt. Mit zwei Suizidversuchen versuchte Koebel der drohenden Haftstrafe zu entgehen. Er überlebte schwer verletzt. Mithilfe seiner Familie erreichte er nach einem Monat die Entlassung aus der Haft. Er kehrte zunächst nach Stuttgart zurück, zog dann für einige Monate nach Gerlingen und emigrierte im Juni 1934 mit seiner Frau über Schweden nach England. In London arbeiteten beide als Fremdsprachenlehrer und Übersetzer. Koebel schloss zudem mehrere Sprachstudiengänge an der Universität mit Diplom ab. Politisch engagierte sich Koebel unter den kommunistisch geprägten Emigranten in der „Freien Deutschen Bewegung“, sodass nach Kriegsende die Kontakte zu Funktionären der späteren DDR in der Aufforderung mündeten, nach Ost-Berlin überzusiedeln. Als er dort zusammen mit seiner Familie 1948 schließlich eintraf, blieb ihm allerdings die angestrebte Karriere in der staatlichen Jugendorganisation, der Freien Deutschen Jugend (FDJ), versagt. Er musste sich als Schriftsteller und Übersetzer durchschlagen. Am 31. August 1955 starb er an den Spätfolgen seines 1934 in Berlin im Gestapo-Gefängnis verübten Suizidversuchs. Zunächst in Berlin beigesetzt, wurde sein Leichnam im Oktober 1955 nach Stuttgart in das Familiengrab auf dem Pragfriedhof überführt.
In Eberhard Koebels Denken spiegeln sich Einflüsse seiner Reisen nach Lappland und zum Eismeer, aber auch seine Auseinandersetzung mit der japanischen Kultur und der Zen-Lehre, aus der er sowohl künstlerische Impulse als auch verhaltensethische Grundlagen ableitete. Der Einzelne sollte durch die Schulung des Willens und körperliche Übungen zu einer verantwortlichen, eigenständigen Lebensführung ertüchtigt werden. Diesem Ideal entsprechend stellten seine Briefe, Flugschriften, Berichte, Gedichte und literarischen Texte anspruchsvolle Materialien zum Nachdenken und praktischen Tun bereit. Er erreichte damit eine enthusiastische Anhängerschaft, die ihm über das Jugendleben hinaus die Treue hielt. Eine namhafte Anzahl von ihnen entschied sich für ein widerständiges Leben im Nationalsozialismus. Nach 1945 kam es zu einer Neugründung der „Deutschen Jungenschaft“ mit mehreren Ortsgruppen, die noch bis in die 1970er Jahre bestand. Erstmals wurden in dieser Phase auch Mädchen in die Jungenschaften aufgenommen. Koebels politisch fluktuierender Weg tat der Wirkung seiner Ideen keinen Abbruch, wovon zahlreiche Wiederauflagen seiner Werke und viele rezeptionsgeschichtliche Arbeiten zeugen.