Der aus Nordhessen (geb. 24. Juli 1870 in Helsa) stammende Keil hatte ursprünglich Drechsler gelernt und war auf seiner ausgedehnten „Walz“ mit der Gewerkschaftsbewegung und der offiziell noch verbotenen Sozialdemokratie in Berührung gekommen. Nach Stationen u.a. in Hannover, London, Köln und Elberfeld war er zunächst in Mannheim ansässig geworden. Jedoch verlor er aufgrund seines politischen Engagements 1893 seine dortige Stelle.
Nachdem ihn Agitationsreisen bereits in den Jahren zuvor nach Stuttgart geführt hatten und er dort zweimal aushilfsweise im Büro des Verbandes der Holzarbeiter tätig gewesen war, wurde er 1896 fester Mitarbeiter der sozialdemokratischen Zeitung „Schwäbische Tagwacht“. 1902 trat er an die Spitze der Redaktion und konnte in der Folgezeit zu einer Professionalisierung der sozialdemokratischen Pressearbeit beitragen. So gelang es ihm, die Auflage der „Schwäbischen Tagwacht“ bis 1908 auf 20.000 Exemplare zu steigern, auch gründete die „Schwäbische Tagwacht“ jetzt Kopfblätter, die fortan in den größten Städten des Landes jeweils ergänzt um einen eigenen Lokalteil erschienen. Im Jahr 1911 lag das Blatt nach Auflagenstärke auf Platz vier von 216 Zeitungen in Württemberg. Bis 1908 war sie im Dietz-Verlag erschienen, wobei sich die Zeitungsredaktion gleichsam im Hinterhaus des Verlags befunden hatte. Während Keils Tätigkeit als Chefredakteur wurde für die „Schwäbische Tagwacht“ nunmehr ein eigener Verlag geschaffen, damit verbunden konnte 1909 ein neues Redaktions- und Druckereigebäude in der Hauptstätter Straße 96 bezogen werden.
Im Jahr 1900 wurde Keil erstmals in den Stuttgarter Landtag gewählt, seit 1910 vertrat er den Wahlbezirk Ludwigsburg-Cannstatt im Reichstag. Ursprünglich hatte Keil „ultralinke“ Positionen vertreten und in freundschaftlichem Kontakt zu Clara Zetkin (1857-1933) gestanden. Jedoch wandelte sich seine Haltung unter dem Eindruck der parlamentarischen Tätigkeit erheblich: Gerade weil in Württemberg soziale Gegensätze weit weniger ausgeprägt waren als in Nord- und Mitteldeutschland und eine Zusammenarbeit der SPD mit reformbereiten Kräften des Bürgertums, ja ein Stück weit sogar mit der königlichen Regierung durchaus Erfolg versprechend erschien, schwenkte Keil auf einen reformistischen Kurs ein. Tatsächlich konnten 1898 der SPD-Parteitag und 1907 der Internationale Sozialistenkongress in Stuttgart stattfinden, ohne dass sich die Regierung der Veranstaltung in den Weg stellte. Schon 1906 war in Württemberg eine Verfassungsreform verabschiedet worden, die zumindest teilweise sozialdemokratische Anliegen aufgriff, indem die II. Kammer seitdem ausschließlich vom Volk gewählt wurde, zum Teil sogar nach dem von der SPD favorisierten Verhältniswahlrecht. Auch war seit 1895 die linksliberale Volkspartei stärkste Kraft im Land und bot sich durchaus als Partner der SPD bei Stichwahlabkommen an.
War es um 1900 üblich, dass die Sozialdemokraten im Reichs- wie auch in den Landtagen die jeweiligen Haushaltsentwürfe ablehnten, um ihre Opposition gegenüber kaiserlichen Obrigkeitsstaat zu demonstrieren, so sah es Keil unter den in Württemberg herrschenden Verhältnissen jedoch als gerechtfertigt an, dem Etat zuzustimmen; weitere Verbesserungen der Situation der Arbeiterschaft wollte er mit dem Stimmzettel und durch Koalitionen im parlamentarischen Rahmen erkämpfen. Sowohl im Stuttgarter Landtag wie auch im Reichstag wollte Keil mehr soziale Gerechtigkeit nicht durch einen Umsturz mit Sozialisierungen, sondern vielmehr durch Umverteilung im Rahmen der Steuerpolitik erreichen. In beiden Parlamenten kritisierte er dementsprechend als Finanzexperte der SPD die hohen indirekten Steuern, durch die soziale Unterschichten in gleichem Maße finanziell belangt wurden wie wohlhabende Bürger. An die Stelle der indirekten Steuern sollten nach der Überzeugung Keils stattdessen progressive Einkommens- und Vermögenssteuern sowie eine Erbschaftsteuer treten, in deren Rahmen leistungsstärkere, begüterte Bürger anteilig stärker finanziell belastet werden sollten. Auch trat Keil während des Krieges für eine scharfe Besteuerung von Kriegsgewinnen ein. Als Finanzfachmann wollte er außerdem an die Stelle der unterschiedlichen Steuersysteme der Einzelstaaten ein reichseinheitliches Steuersystem mit einer einheitlichen Finanzverwaltung stellen. Die Vorstellungen Keils sollten schließlich 1920 wesentlichen Eingang in die Reichsfinanzreform von Matthias Erzberger (1875-1921) finden.
Die Positionen Keils trafen bei Teilen der württembergischen Sozialdemokratie auf erheblichen Widerstand: Zetkin, Friedrich Westmeyer (1873-1917) und Arthur Crispien (1875-1946) wollten gesellschaftliche Veränderungen vielmehr auf dem Wege des Massenstreiks erreichen und verurteilten Keil ob seiner kompromissbereiten Haltung gegenüber bürgerlichen Kräften. Dabei konnten sie sich zunächst durchsetzen, Keil verließ 1911 die Redaktion der „Schwäbischen Tagwacht“.
Während des Ersten Weltkrieges verschärften sich die Auseinandersetzungen innerhalb der württembergischen SPD über die Frage der Zustimmung zu den Kriegskrediten. Keil sprach sich lebhaft für diese aus, erwartete er doch durch die Mitarbeit der SPD während des Krieges, dass diese künftig als politisch gleichberechtigte Kraft anerkannt werde. Letztlich kam es in Stuttgart und Württemberg unter Mitwirkung Keils bereits 1915 zur Spaltung der SPD, wobei die Mehrheitssozialdemokratie die Oberhand behielt. Keil übernahm jetzt neuerlich die Chefredaktion der „Schwäbischen Tagwacht“.
Im Zusammenhang mit dem Umbruch von 1918 sprach Keil am 9. November vor knapp 100.000 Zuhörern auf dem Schlossplatz und proklamierte die Schaffung einer „sozialen Republik“. Vor allem aber sorgte er im Hintergrund für einen gleitenden Übergang von der Monarchie zur Republik. Infolge seiner Intervention kam es in Stuttgart, anders als im Reich und in den meisten Ländern, zur Bildung einer Übergangsregierung, in die auch Vertreter der Liberalen und der Katholischen Zentrumspartei aufgenommen wurden. – Keil hat in der Weimarer Republik trotz wiederholter Angebote darauf verzichtet, in ein Reichskabinett einzutreten, doch wirkte er 1919/20 als Präsident der Verfassunggebenden Landesversammlung in Stuttgart sowie als Vorsitzender von deren Verfassungsausschuss. Während der Jahre 1921 bis 1923 hat er schließlich das Amt des württembergischen Arbeits- und Ernährungsministers übernommen. Während der gesamten Weimarer Zeit war er Mitglied des Stuttgarter Landtags sowie bis zum Herbst 1932 des Reichstags.
Ausdrückliches Ziel der Politik Keils war es bereits damals – ab 1945 sollte er es erneut forcieren – die SPD als linke Volkspartei aufzustellen und Wähler nicht nur bei der Arbeiterschaft, sondern auch bei Angestellten und Beamten des unteren Dienstes, kurz: dem kleinen und mittleren Bürgertum zu gewinnen. Zugleich lehnte Keil während der 1920er Jahre den vordergründig bequemen Gang seiner Partei in die Opposition ab, vielmehr sollte die Partei im Zusammenspiel mit bürgerlichen Kräften aus der Regierung heraus gestalten. Dies beinhaltete freilich auch den Mut zu Kompromissen und Entscheidungen, die bei der eigenen Klientel unpopulär waren, weshalb Keil beispielsweise 1928 die Zustimmung der SPD-Minister im Kabinett zum Bau des Panzerkreuzers A rechtfertigte.
Der Kurs Keils stieß auf Widerspruch, namentlich bei Kurt Schumacher (1895-1952), der seit 1920 als Redakteur unter Keil bei der „Schwäbischen Tagwacht“ tätig war. Anders als Keil zielte Schumacher vor allem darauf, die eigene Anhängerschaft, d.h. die Arbeiterschaft, vollständig zu mobilisieren und sich gegebenenfalls auch in der Opposition zu profilieren. Der Gegensatz Keils zu Schumacher verstärkte sich, als Keil die Tolerierungspolitik der SPD gegenüber Reichskanzler Heinrich Brüning (1885-1970) rechtfertigte, mit dem Ziel, der SPD auf diesem Weg weiterhin zumindest begrenzten Einfluss auf das Regierungshandeln zu erhalten. Schumacher lehnte dies dagegen lange Zeit ab. – Letztlich ging Schumacher aus der parteiinternen Auseinandersetzung am Beginn der 1930er Jahre als Sieger hervor. Keil zog sich 1930 aus der Redaktion der „Schwäbischen Tagwacht“ zurück und wurde im Herbst 1932 nicht mehr für die Reichstagswahl aufgestellt.
Die Haltung Keils im Jahr 1933 sollte nach dem Ende der NS-Diktatur zu einer weiteren Zuspitzung im Verhältnis zu Schumacher führen: Obwohl Keil bis dahin dem Nationalsozialismus stets konsequent entgegengetreten war, enthielt sich die SPD-Fraktion im Stuttgarter Landtag unter seiner Führung bei der Abstimmung über das württembergische Ermächtigungsgesetz lediglich bzw. nahm an dieser nicht teil. – Die SPD-Reichstagsfraktion hatte das Reichsermächtigungsgesetz nach der mutigen Rede von Otto Wels (1873-1939) bekanntlich ausdrücklich abgelehnt. Auch erklärte Keil im Zusammenhang mit der Abstimmung, die SPD-Abgeordneten seien zur sachlichen Mitarbeit bereit. Offenbar hegte Keil mit seiner Erklärung die Illusion, auf diesem Weg zumindest die SPD-Mandate im Stuttgarter Landtag und ein Minimum an Einfluss erhalten zu können. In den Augen Schumachers hatte er sich dagegen vollständig diskreditiert, weshalb dieser nach 1945, wenn auch vergeblich, ein politisches Comeback Keils zu verhindern suchte.
So wirkte Keil, nachdem er während der NS-Diktatur kaum behelligt worden war, trotz seines hohen Alters beim demokratischen Neubeginn 1946 als Präsident der Vorläufigen Volksvertretung Württemberg-Baden und Vorsitzender des Verfassungsausschusses in der Verfassunggebenden Landesversammlung wie auch 1947 bis 1952 als Präsident des Landtages von Württemberg-Baden nochmals mit. Unter anderem auf seine Initiative wurde in der Landesverfassung das konstruktive Misstrauensvotum verankert, mit dessen Hilfe der Sturz einer Regierung durch negative Mehrheiten radikaler Parteien verhindert werden sollte. Auch setzte sich Keil im Rahmen seines parlamentarischen Wirkens erfolgreich für die Gründung des Südweststaates ein. Über seine Abgeordnetentätigkeit hinaus zählte Keil jetzt zu den Gründungsmitgliedern der Arbeitsgemeinschaft „Der Bürger im Staat“, aus der sich heraus die Landeszentrale für politische Bildung entwickeln sollte, genauso wie er als Herausgeber der in Stuttgart erscheinenden SPD-Lizenzzeitung „Volkswille“ nochmals journalistisch aktiv wurde. Er starb am 4. April 1968 in Ludwigsburg und wurde dort beerdigt.