Karl Wilhelm Bohn wurde als Sohn eines Instrumentenbauers am 6. August 1900 in Gotha geboren. Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie waren zunächst sicher, sodass er die Realschule besuchen konnte. Seine Schullaufbahn wurde allerdings durch den plötzlichen Tod des Vaters 1910 infrage gestellt. Durch die Unterstützung der Arbeitskollegen des Vaters konnte Bohn die Realschule erfolgreich abschließen, danach absolvierte er ab 1915 eine Lehre als Bürokaufkraft in einer Anwaltskanzlei.
Bereits Bohns Vater war in der Arbeiterbewegung in Gotha aktiv, er selbst nahm 1917 als Gast am Gründungsparteitag der USPD teil. Nach dem Wechsel zur KPD im Herbst 1920 wurde er 1921 in Gotha zum Stadtverordneten gewählt. Im Jahr darauf wurde er hauptamtlicher Funktionär der KPD, für die er das Gothaer Volksblatt redigierte. Nochmals ein Jahr später wechselte er in die Redaktion der Niedersächsischen bzw. Neuen Arbeiterzeitung (NAZ). Bis 1932 hatte er in Niedersachsen verschiedene Positionen inne, u.a. als Bezirkssekretär, politischer Leiter und wiederum als Chefredakteur der NAZ.
Nach einer Schulung in Moskau 1932 wurde er mit der Schriftleitung der Süddeutschen Arbeiterzeitung (SAZ) in Stuttgart betraut. In seiner neuen Funktion gelang es ihm am 15. Februar 1933 Hitler, wie Bohn in seiner Darstellung der Ereignisse berichtet, gleichsam das Wort zu entziehen. An diesem Tag sprach Hitler im Rahmen des März-Wahlkampfes in der Stuttgarter Stadthalle, wobei die Veranstaltung auch im Süddeutschen Rundfunk übertragen wurde. Bohn hatte herausgefunden, dass das Übertragungskabel des Süddeutschen Rundfunks an einer Hauswand in der Werderstraße 20 ungesichert verlief. Einige KPD-Mitglieder durchtrennten die Leitung mit einer Axt. Nach dem geglückten „Kabelattentat“ druckte Bohn kurzerhand ein Flugblatt, auf dem sich die KPD zu der Aktion bekannte und zum Widerstand gegen die anbrechende Diktatur aufrief.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 11. März in Stuttgart wurden schließlich die Redaktionsräume der SAZ besetzt, zugleich musste Bohn untertauchen. Er übernahm nun die Funktion eines „illegalen Parteiarbeiters“. Als solcher versuchte er die inzwischen verbotene KPD zu organisieren, freilich stets verfolgt von der politischen Polizei. Dies hatte zur Folge, dass er beständig seinen Wohnsitz wechseln musste. Um der Enttarnung zu entgehen, bildeten innerhalb der KPD nur noch jeweils fünf Mitglieder eine Gruppe. Nur je eines dieser fünf Mitglieder hatte Kontakt zur nächsthöheren Ebene, die jeweils nur drei Personen umfasste. Die illegale Bezirksleitung der KPD in Württemberg setzte sich aus Albert Buchmann (1894-1975), Willi Bechtle (1906-1971) und Bohn zusammen, wobei Letzterer für Organisations- und Agitationsfragen zuständig war. Das Ziel Bohns bestand vor allem darin, Flugblätter der KPD in einzelnen Betrieben und Stadtbezirken zu verteilen. Darüber hinaus wollte Bohn auch die SAZ zumindest zu bestimmten Terminen, wie beispielsweise zum 1. Mai, weiterhin erscheinen lassen. Die Produktion der Zeitung war in Stuttgart jedoch unmöglich. Aus diesem Grund entschloss sich Bohn, die SAZ bei politischen Freunden in Zürich zu setzen und zu drucken. Dorthin gelangte er mithilfe des pazifistischen Malers Otto Marquard (1881-1969), der ihn im Ruderboot von Allensbach über den Untersee brachte. Die in Zürich hergestellte Zeitung versandte Bohn schließlich nach Stuttgart in Kisten mit der Aufschrift „Vorsicht Glas“, wo sie in einem Geschäft bezogen werden konnte, das offiziell Teller, Tassen sowie Porzellanwaren vertrieb.
In den folgenden Monaten verfeinerte Bohn den Schmuggel regimekritischer Schriften entlang der deutsch-schweizerischen Grenze an Bodensee und Hochrhein. Dabei arbeitete er mit ganz unterschiedlichen Kräften wie dem bereits genannten Maler Otto Marquard – nach dem das Unternehmen als „Transportkolonne Otto“ bezeichnet wurde –, aber auch gewöhnlichen Schmugglern zusammen. Die Ausgaben der SAZ wurden z.B. im WC eines Zuges versteckt oder in einer Scheune in der Nähe von Blumberg hinterlegt.
1934 wechselte Bohn als politischer Leiter der KPD nach Berlin, wo er Anfang Oktober bei einer Passkontrolle enttarnt wurde. Das Oberlandesgericht Stuttgart verurteilte ihn anschließend wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu zehn Jahren Gefängnis, die er in Ludwigsburg und im Konzentrationslager Schloss Kaltenstein bei Vaihingen a.d. Enz absitzen musste. Kurz vor Kriegsende wurde Bohn ins Gestapo-Gefängnis nach Stuttgart und anschließend nach Riedlingen verschleppt. Mit anderen Gefangenen musste er schließlich weiter nach Süden marschieren, zwischen Weingarten und Ravensburg konnte er fliehen und seine Freiheit wiedererlangen.
Im Spätsommer 1945 kehrte er nach Stuttgart zurück und wurde erneut journalistisch tätig: Die Amerikaner wollten jedoch mit der Tradition einer parteipolitisch gefärbten Presse in Deutschland brechen. Stattdessen verteilten sie Zeitungslizenzen an jeweils mehrere Herausgeber, die alle vor Ort parteipolitisch relevanten Strömungen repräsentieren sollten. Die neu entstandene Stuttgarter Zeitung sollte nun durch Josef Eberle (1910-1986), der der SPD nahe stand, den Liberalen Henry Bernhard (1896-1960) und nach Vorstellung der Stuttgarter KPD Bohn herausgegeben werden. Jedoch gaben die Amerikaner Karl Ackermann (1908-1996) als kommunistischem Herausgeber den Vorzug, Bohn wurde politischer Redakteur. Diese Stellung gab ihm zunächst die Möglichkeit, für die Ziele der KPD zu werben, indem er u.a. die Verhältnisse in der Sowjetunion pries. Vor allem aber warb Bohn für die Schaffung einer einheitlichen Arbeiterpartei aus SPD und KPD. Auch nahm er im April 1946 am Gründungsparteitag der SED in Ost-Berlin teil. Die Bemühungen Bohns um die Gründung der SED in Stuttgart, wo bereits ein sogenanntes Verbindungsbüro existierte, trafen bei der dortigen SPD indes nur sehr bedingt auf Resonanz. Ferner wurden derartige weitere Bestrebungen Bohns von der amerikanischen Besatzungsmacht untersagt. Diese gestattete auch keine Listenverbindungen von SPD und KPD bei der ersten Stuttgarter Gemeinderatswahl der Nachkriegszeit 1946. Allerdings konnte die KPD bei dieser Wahl immerhin 13,1% der Stimmen erringen, sodass Bohn mit fünf weiteren KPD-Vertretern in das Stuttgarter Stadtparlament einzog.
Als Vorsitzender der KPD-Ratsfraktion hat Bohn die kommunalpolitische Linie seiner Partei 13 Jahre lang geprägt. In seinen politischen Zielsetzungen lehnte er sich an die jeweilige Entwicklung in der DDR an; alle dort getroffenen Maßnahmen waren aus Sicht Bohns nachahmenswert. So forderte er eine Bodenreform und damit verbunden eine Enteignung der Großbauern, die Sozialisierung der Schlüsselindustrien und die Einführung der Planwirtschaft. Genauso wünschte er eine Schulreform, die Arbeiterkindern den Weg zum Studium freimachen sollte. Gleichzeitig bekämpfte er die Währungsreform und die Wiederaufrüstung. Mit all diesen Forderungen konnte Bohn freilich nicht durchdringen, gleichwohl gelang ihm ein Achtungserfolg: So vermittelte er 1950 eine Informationsreise einer Stuttgarter Gemeinderatsdelegation unter Leitung des sozialdemokratischen Bürgermeisters Josef Hirn (1898-1971) nach Dresden. Im Gegenzug kam es im gleichen Jahr zum Empfang einer Dresdner Abordnung in Stuttgart, längerfristig wurden diese Kontakte jedoch nicht fortgesetzt.
In Zeiten des Kalten Krieges schwand der Einfluss Bohns bereits in den ausgehenden 1940er Jahren. Schon bald musste er innerhalb der Stuttgarter Zeitung anstelle des politischen Teils die Leitung der Kommunalredaktion übernehmen. Wenig später drohte ihm die Versetzung ins Archiv. Dieser ist Bohn zuvorgekommen, indem er kündigte und die Redaktion der inzwischen ins Leben gerufenen kommunistischen Tageszeitung „Volksstimme“ übernahm. Nach dem Verbot der KPD und ihrer Zeitung 1956 kam Bohn beruflich nach kurzer Arbeitslosigkeit bei einer Bausparkasse unter. Noch bis 1959 blieb er als Parteiloser Mitglied des Stuttgarter Gemeinderats. Dabei hielt er freilich an einer orthodoxen, an der Politik der DDR orientierten Haltung fest und engagierte sich schließlich ab 1968 in der neu gegründeten DKP.
Besonderes Engagement widmete Bohn der Auseinandersetzung mit der NS-Zeit: So kritisierte er die halbherzig durchgeführte Entnazifizierung, insbesondere dass der Stuttgarter NS-Oberbürgermeister Karl Strölin (1890-1963) zwar zunächst als „Hauptschuldiger“ eingestuft wurde, später jedoch zum „Minderbelasteten“ und schließlich zum „Mitläufer“ herabgestuft wurde. Während Strölin Kontakte zum Widerstand des 20. Juli geltend machte, betonte Bohn, dass der Oberbürgermeister gleichwohl für die bis dahin in der NS-Zeit begangenen Verbrechen in Stuttgart verantwortlich war. Ebenfalls empörend war für Bohn, dass der Gemeinderat auf Strölins Pensionsansprüche über seine Zeit als Kommunaler Beamter in den Jahren 1927 bis 1933 hinaus zumindest teilweise einging.
Neben dem Hinweis auf die Versäumnisse bei der Entnazifizierung war es das Ziel Bohns an die Opfer der NS-Diktatur zu erinnern. Folglich begrüßte er die Erstellung des Mahnmals vor dem Alten Schloss 1969. Auch veröffentlichte er zur Geschichte des Widerstands in Stuttgart; zur Publikation „Stuttgart – geheim. Ein Bericht aus dem Stuttgarter Widerstand“ (1969) steuerte Oberbürgermeister Arnulf Klett (1905-1974) ein Grußwort bei. Die Stadt Stuttgart hat Bohn zudem 1974 durch die Verleihung der goldenen Erinnerungsmedaille gewürdigt, die jedem Gemeinderatsmitglied nach zehnjähriger Tätigkeit zukam. Bohn starb am 23. Januar 1985. Sein Nachlass gelangte über das Archiv des ZK der SED an das Bundesarchiv, abgesehen von einigen bereits früher dem Stadtarchiv Stuttgart übergebenen Unterlagen.