Am 29.11.1802 wurde Wilhelm Hauff als 2. Sohn im 2. Stock des Hauses Eberhardstr. 23 geboren (Adressen Stand 1833; vgl. die Übersicht der Adressen in der Bildergalerie).
Entgegen anderslautender Darstellungen ist Hauff nicht über die legendäre Bardili-Linie mit Uhland, Hölderlin, Schelling und Mörike verwandt, jedoch entfernt mit Justinus Kerner: Beider Großmütter waren Töchter des Oberamtmanns Johann Friederich Stockmeyer.
Hauffs Vater war der Regierungssekretär August Friedrich Hauff (1772-1809), der zwei Jahre vor Wilhelms Geburt 9 Monate lang auf dem Hohenasperg einsaß. Da Württemberg im Frühsommer 1800 von französischen Truppen besetzt war, kann man auf eine antinapoleonische Haltung schließen.
Die Mutter Hedwig Wilhelmine (1773-1845) war die Tochter des Juristen und Professors in Erlangen Karl Friederich Elsäßer, ab 1784 Regierungsrat und Professor der Rechte an der Hohen Carlsschule in Stuttgart (wohnhaft ebenfalls in der Eberhardstr. 23).
Am 23.4.1806 zog die Familie aufgrund der Versetzung des Vaters ans Oberlandesgericht nach Tübingen. 1808 übersiedelte man wegen seiner Beförderung zum Oberregierungs-Sekretär im Außenministerium wieder nach Stuttgart (Hospitalstr. 13). Da der Vater am 2.2.1809 verstarb, entschloss sich die Witwe, mit ihren Kindern zu ihrem unterdessen in Tübingen tätigen Vater zu ziehen.
Bis 1817 war Wilhelm Hauff Schüler der Tübinger Schola Anatolica. Danach besuchte er das evangelische Seminar Blaubeuren. 1820 nahmt er am Tübinger Stift das Studium der Theologie, Philosophie und Philologie auf, wohnte aber bei seiner Mutter. In seine Studienzeit fiel, nach einer Annäherung an die 1822 verstorbene Nane Klaiber, die Verlobung mit seiner Cousine Louise Hauff im Sommer 1824.
Am 6.9.1824 konnte Hauff, der erst am 20.10.1825 promovierte, sein Studium als Magister der Philosophie auf Antrag vorzeitig beenden. Damit entkam der am 3.7.1822 in den Tübinger „Jünglingsbund“ (Kompagnie „Feuerreiter“) aufgenommene Student knapp einer auf die Karlsbader Beschlüsse zurückgehenden Verhaftungswelle.
Dass ihm das Schicksal seines Vaters erspart blieb, war das Ergebnis eines effektiven Stuttgarter Protektorats. Eine zentrale Rolle spielte hierbei die Familie des Pfarrers zu Roßwag, Johann Christian Klaiber. Nicht nur, dass dessen jüngere Söhne mit Wilhelm Hauff zusammen das Tübinger Stift besuchten und sich 1824 und 1826 mit den beiden Schwestern Wilhelm Hauffs vermählten; wichtiger war, dass deren älterer Bruder Christian Friedrich Klaiber Professor am Gymnasium Illustre zu Stuttgart und 1824-1829 Mitglied des Studienrats im Innenministerium war. Damit hatte er Kenntnisse über das Vorgehen gegen die Tübinger Burschenschaft. Zugleich unterrichtete er die Söhne des Kriegsratspräsidenten Ernst Eugen Freiherr von Hügel, der dann den Antrag auf Hauffs vorzeitiges Examen mit dessen Einstellung als Hauslehrer begründete. Hügels direkter Vorgesetzter war der württembergische Kriegsminister Friedrich Graf von Franquemont.
Beiden und damit auch dem militäraffinen König Wilhelm I. hatte sich Hauff bereits im August 1824 durch seine erste, bei J.B. Metzler verlegte und Franquemont gewidmete Sammlung von "Kriegs- und Volksliedern" größtenteils aus den Befreiungskriegen, an denen die Streitkräfte Württembergs nach langem pronapoleonischen Kurs ab November 1813 teilgenommen hatten, empfohlen.
Wilhelm Hauff bezog also vom 27.10.1824 bis 30.4.1826 Quartier in der Hügelschen Wohnung im Kriegsministerium am Charlottenplatz 6, kümmerte sich um die Söhne des Kriegsratspräsidenten und seiner dritten Frau Luise Ernestine und lernte darüber deren Schwager, den Verleger Johann Friedrich Cotta kennen. Dieser bot Hauff bereits im April 1825 die Redaktion seines "Literaturblattes" an, die dann jedoch Wolfgang Menzel übernahm, während Hauff erst einmal schrieb.
Die Sommerferien 1825 verbrachte er auf den Gütern des Vaters von Frau Hügel, Ludwig Eberhard von Gemmingen-Guttenberg.
Außerordentlich marktorientiert bediente Hauff in kürzester Zeit die aktuellen literarischen Moden.
Mitte August 1825 erschienen anonym der erste Teil der ‚hoffmannisierenden‘ "Mittheilungen aus den Memoiren des Satan" und – unter dem Pseudonym des Bestsellerautors Carl Heun alias H. Clauren – der Unterhaltungsroman "Der Mann im Mond oder der Zug des Herzens ist des Schicksals Stimme" (1. Theil. Franckh, Stuttgart 1825). Der damit provozierten Plagiatsklage entging Hauff juristisch, weil das Pseudonym urheberrechtlich nicht geschützt war, und intellektuell, indem er sein Buch zur Satire erklärte und den Fall in einer entlarvenden Studie über die simple Manier der Unterhaltungsliteratur aufarbeitete ("Controvers-Predigt über H. Clauren und den Mann im Monde").
Seit dem 4.11.1825 machte Hauffs "Märchen-Almanach auf das Jahr 1826" den Märchen der Brüder Grimm Konkurrenz (1. Jg., Metzler, Stuttgart 1826. Zwei weitere folgten 1826/1827 und 1827/1828).
Mit dem historischen Roman "Lichtenstein. Romantische Sage aus der würtembergischen Geschichte" (3 Theile, Franckh, Stuttgart ab April 1826) leistete er einen Initial-Beitrag zur deutschen ‚Scottomanie‘.
„Mutabor“ - Kalif Storchs vertrackte Formel - charakterisiert zutreffend die virtuosen Anverwandlungen, mit denen Hauff sich einige Probleme, aber vor allem Publicity einhandelte.
Die Literaturszene reagierte wie erwartet. Hauff wurde um Beiträge zu Zeitungs- und Zeitschriftenprojekten gebeten und akquirierte im Gegenzug Zusagen für eigene Publikationsvorhaben. So entstand ein „trefflicher Schuldenverkehr“ zwischen den zeitgenössischen Top-Kritikern. Zunächst war es der Cotta-Mitarbeiter Wolfgang Menzel, der mit seinen nicht unkritischen Hauff-Rezensionen dessen „Shooting“ so beförderte, dass die Fachwelt am 22.3.1826 den Verdacht äußerte: „Wie wird jetzt in Deutschland ein literarischer Name nicht erworben, sondern fabriziert?“. Menzel war dabei nur der Ausgangspunkt schnell um sich greifender Kooperationen. Binnen zwei Jahren schrieb Hauff Novellen, Rezensionen und Korrespondenzen für die Dresdner "Abend-Zeitung", die Leipziger "Blätter für literarische Unterhaltung", das "Berliner Conversationsblatt", das Stuttgarter "Morgenblatt für gebildete Stände" und dessen "Literaturblatt", den Leipziger "Eremit" und das ebendort erscheinende "Frauentaschenbuch"; er war also in den wichtigen literarischen Zentren nahezu gleichzeitig präsent.
Dazu trug auch bei, dass Hauff sich auf Anraten seines Mentors Christian Friedrich Klaiber auf eine Bildungsreise begab, deren Route teilweise durch Bekanntschaften bestimmt war, die er aber immer gezielter zu Kontakten mit der literarischen Avantgarde nutzte (1. Mai bis Ende November 1826: Paris, Brüssel, Köln, Kassel, Bremen, Hamburg, Berlin, Dresden).
Nicht nur um die Erfahrung einer unglücklichen Liebe zu Josephe Stolberg in Bremen reicher, zog er nach seiner Rückkehr vorübergehend in die Wohnung seiner mit Johann Gottfried Klaiber verheirateten Schwester Marie in die Stuttgarter Gymnasiumstr. 45. Diesem Haushalt gehörte auch die Witwe Hauff an.
Von hier aus trat Wilhelm Hauff am 1.1.1827 seine Stelle als Redakteur desCottaschen "Morgenblattes" an. Es zeugt von einiger Chuzpe, dass er bereits einen Monat später versuchte, den wohl einflussreichsten Verleger seiner Zeit in die Schranken zu weisen, weil er die vertraglich vereinbarte Teilung der Verantwortlichkeit zwischen Unternehmer und Redakteur nicht ertrug. In der Folge überließ er unter Verzicht auf Gehalt die Redaktionsarbeit mehr und mehr seinem Bruder Hermann.
Am 13.2. heiratete er seine Verlobte Louise Hauff und bezog mit ihr eine Wohnung im 2. Stock des ehemaligen Hartmannschen Anwesens in der Kasernenstr. 20.
Am 7.8.1827 brach er nach Tirol zu Studien für einen geplanten Andreas-Hofer-Roman auf. Diese Reise führte ihn auch deshalb über München (8.-11.8.), da eine Verlegung der "Morgenblatt"-Redaktion in die bayerische Boom-Town zur Debatte stand. Trotz konfessionell-ideologischer Unterschiede bahnte sich eine Buchmarkts-Allianz mit dem Königreich Bayern an. Ludwig I. und sein Minister Eduard von Schenck hätten sowohl Hauff als auch Menzel gerne als Professoren für die just von Landshut nach München verlegte Landesuniversität gewonnen. Der Plan wurde nicht realisiert, aber Hauff erweiterte sein Netzwerk.
Am 5.9. kehrte Hauff nach Stuttgart zurück und brachte sein "Taschenbuch für Damen" und eine Separatausgabe seiner "Phantasien im Bremer Ratskeller" auf den Weg. Am 10. oder (laut Grabplatte) 11.11. erlebte er noch die Geburt seiner Tochter Wilhelmine, bevor er am 18.11.1827 wohl einer Typhus-Erkrankung erlag.
Hauff wurde auf dem Stuttgarter Hoppenlaufriedhof (Abteilung 3b) beigesetzt.
In Hauffs Erzähltexten, die bis auf "Lichtenstein" und "Jud Süß" in der zeitgenössischen Gegenwart spielen, sind die literarischen Räume frührealistisch mit Lokalkolorit gezeichnet. Die Stuttgarter Schauplätze in "Lichtenstein", "Jud Süß", "Mittheilungen aus den Memoiren des Satan", "Othello", "Freie Stunden am Fenster", "Die Bettlerin vom Pont des Arts" illustrieren das aus der protestantischen Tradition hervorgegangene und an der englischen Verfassung orientierte politische Konzept. In diesem Sinne werden die Stiftskirche, der Gasthof „König von England“, der offene Schlosspark immer wieder erwähnt.
Standesunterschiede werden gering veranschlagt, wenn es sich um Vertreter von untadeliger Lebensführung und höherer Bildung handelt. Unter dieser Voraussetzung gelingt wie in "Die Sängerin" die Allianz von Künstler- und Bürgertum und Adel. Zudem werden die engen Verflechtungen von Kunst und Leben betont, indem entweder Kunstwerke die Handlung vorantreiben und/oder spiegeln ("Othello", "Die Bettlerin vom Pont des Arts", "Die letzten Ritter von Marienburg", "Das Bild des Kaisers").
Personal fokussiert werden in der Regel amouröse Dreiecksgeschichten mit einem zugunsten älterer Rechte freundschaftlich entsagenden Part ("Die Bettlerin vom Pont des Arts", "Die letzten Ritter von Marienburg", "Das Bild des Kaisers"). Diese Aufmerksamkeit für das ältere Recht korrespondiert mit Hauffs politischem, aus dem „alten Recht“ der württembergischen Landschaft abgeleitetem Ideal einer konstitutionellen Monarchie.
Geschicke sind oft durch die napoleonischen Kriege codiert ("Die Bettlerin", "Othello", "Bild des Kaisers"). Württembergs Frontenwechsel in den Befreiungskriegen und das daraus resultierende Problem politischen Selbstbewusstseins werden in "Lichtenstein" implizit und in "Das Bild des Kaisers" explizit durchgespielt.