Der „Großeinkaufsverein der Kolonialwarenhändler Württembergs e. Gen. M. b. H.“ wurde am 26. Oktober 1903 mit 15 Mitgliedern gegründet und war ein genossenschaftlicher Zusammenschluss von Einzelhändlern, die gemeinsam im Großhandel Waren günstiger für ihre Läden einkaufen konnten.
Die Räume des Vereins hatten sich zunächst in der Marienstraße 36 ½ befunden. Nachdem sich die Mitgliederzahl nach einem Jahr bereits mehr als verdoppelt hatte und auch danach weiterhin rasch stieg, mussten immer wieder neue Räumlichkeiten gefunden werden. So fand schon 1910 der Umzug in ein Gebäude auf dem Grundstück Adlerstraße 30/Böblingerstraße 38 statt. Bei 73 Mitgliedern hatte der Verein 1904 ein Genossenschaftskapital von 21.600 Mark. 1910 waren es bereits 277 Mitglieder und das Genossenschaftskapital lag bei 143.200 Mark. 1919 zählte der Verein 545 Mitglieder mit 422.468 Mark Genossenschaftskapital.
Warum wuchs der Verein so rasch? Ende des 19. Jahrhunderts hatten Einzelhändler nicht nur durch die modern werdenden großen Warenhäuser Konkurrenz bekommen, sondern auch durch Spar- und Konsumvereine, in denen sich die Verbraucher organisierten. Die Spar- und Konsumvereine – in Stuttgart 1864 als „Consum und Ersparniß-Verein“ u.a. unter Mitwirkung Eduard Pfeiffers gegründet – boten ihren Mitgliedern in eigenen Läden Waren an, die durch den gemeinsamen Großeinkauf zu billigeren Preisen zu erwerben waren als im klassischen Einzelhandel. Diese Vereine schlossen sich wiederum 1894 deutschlandweit zu einer „Großeinkaufsgesellschaft Deutscher Consumvereine“ zusammen, um noch bessere Konditionen im Einkauf zu erreichen.
Um konkurrenzfähig zu bleiben und ebenfalls günstigere Preise im Großhandel zu erzielen, schlossen sich daher auch vermehrt die Einzelhändler zu Großeinkaufsvereinen zusammen. Neben dem 1903 gegründeten Großeinkaufsverein der Kolonialwarenhändler Württembergs (G.K.W.) gab es in Stuttgart beispielsweise die 1910 als „Spezerei- und Kolonialwarenhändler-Verein von Stuttgart und Umgebung“ gegründete und noch im gleichen Jahr umbenannte „Einkaufs-Genossenschaft der Spezerei- und Kolonialwarenhändler von Stuttgart und Umgebung e.G.m.b.H.“ (später EDEKA).
1916 kaufte der Großeinkaufsverein der Kolonialwarenhändler für 132.000 Mark einen Bauplatz in Cannstatt. Es handelt sich um die Bachstraße 21, den heutigen Bellingweg 21. Die Bachstraße wurde ab 1937 in Bellingweg umbenannt. 1917 genehmigte die Hauptversammlung den Bau, 300.000 Mark an freiwilligen Beiträgen wurden dafür gesammelt. Der beauftragte Architekt Albert Schieber (1875-1946) legte im April 1919 Baupläne vor. Die Baukosten stiegen wegen der Inflation von 1 Million auf 2,5 Millionen im Jahr 1920. Die Eisenbetonfirma Ludwig Bauer übernahm die Ausführung des Baus, der bereits Ende 1921 innerhalb eines Jahres fertiggestellt war. Es handelte sich dabei um den heute als Bauteil A bezeichneten Gebäudeteil, der direkt an den heutigen Bellingweg angrenzt.
Albert Schieber hatte sich vor dem Bau des GKW-Lagers bereits als Experte auf dem Gebiet des Lagergebäudebaus in Stuttgart empfohlen: Schon 1912 hatte er für den Spar-und Consumverein Stuttgart ein Mosterei- und Lagergebäude an der Rosensteinstraße errichtet – das Gebäude (Rosensteinstraße 33) ist nicht erhalten. Es war ebenfalls aus Beton, Backstein und Eisenbeton errichtet und wies nicht nur bei der Materialwahl, sondern auch in den Bauformen, z.B. bei den Fenstern, ähnliche Gestaltungselemente auf. Schieber wurde später noch mit einem anderen Bauwerk bekannt: Er erbaute von 1925 bis 1927 mit dem Hahn & Kolb-Haus in der Königstraße – noch vor dem Tagblattturm 1928 – das erste Hochhaus Stuttgarts mit sechs Geschossen.
Der Standort des GKW-Gebäudes war günstig gewählt: Südöstlich der Bahnlinie Esslingen–Stuttgart war die Lage am Veielbrunnenviertel auf dem Cannstatter Güterbahnhofsgelände für ein Großlager dieser Art optimal. Die Güterzüge konnten direkt ins Gebäude hineinfahren und dort entladen werden, für die Belieferung der Händler konnten im Innenhof LKWs über Laderampen direkt beladen werden. Noch heute sind ein Teil der Schienen und die Laderampen erhalten.
Es handelte sich beim GKW-Lager um einen dreischiffigen Eisenskelettbau. Ursprünglich hatte Schieber den Bau um ein Stockwerk höher und mit einem zweifach geknickten Grundriss direkt an der Grundstücksgrenze geplant. Ausgeführt wurde dann jedoch ein kleinerer, zweistöckiger Bau mit Dachgeschoss und Keller auf rechteckigem Grundriss. Das Gebäude ist sowohl außen als auch im Inneren sehr funktional gestaltet. Die Trägerkonstruktion der Hallen ist im Inneren bis heute sichtbar. Trotzdem weist der Bau auch dekorative Details auf, heute vor allem noch im Außenbereich und in der rekonstruierten Dekorationsmalerei im Treppenhaus sichtbar. Die verwendeten Baumaterialien sind Beton und Backstein für die Umfassungswände, Eisenbeton für Decken, Stützen und Treppen.
Während sich die Verladeräume im Erdgeschoss befanden, waren im Untergeschoss und Dachgeschoss verschiedene Lagerräume. In den oberen Stockwerken waren auch Büros für Direktion, Schriftleitung, Warenprüfung, Buchhaltung, Schreibdienst, Postversand, Telefon und Verkauf sowie eine Verkaufsausstellung eingerichtet. Es gab zudem eine Kaffeerösterei, eine Gewürzmühle und verschiedene Abfüll- und Verpackungsräume.
Bauteil A von 1921 wurde bald zu klein. Nach der Wirtschaftskrise in den 1920er Jahren ging die Zahl der Mitglieder zwar kurzzeitig leicht zurück: 1927 zählte der Verein 509 Mitglieder und hatte ein Genossenschaftskapital von 471.822,51 Mark, doch der Platzbedarf stieg weiterhin.
Daher wurde der Bau von 1934 bis 1936 – wieder durch die Baufirma Ludwig Bauer – östlich um den heutigen Bauteil B erweitert. 1937 wurde eine weithin sichtbare blau leuchtende Neonreklame mit den Buchstaben GKW auf dem Hauptgebäude befestigt. 1940 benannte man die GKW um in „GeKaWe Kolonialwaren-Großhandel e. Gen. M. b. H.“.
Der seit 1912 amtierende Direktor, Eugen König, bemühte sich früh um einen Eintritt in die NSDAP, der ihm jedoch zunächst von der Ortsgruppe Cannstatt verweigert wurde, da er ihren in der GKW arbeitenden Ortsgruppenleiter entlassen hatte. 1936 kündigte König auf Betreiben von Mitarbeitern dem Leiter der Buchhaltung, Hermann Bosch, weil dieser als Zeuge Jehovas bei einem Betriebsappell den Hitlergruß verweigert hatte. 1945 wurden König, der gesamte Vorstand und fast der ganze Aufsichtsrat als politisch belastet entlassen. Als Ersatz für König kehrte Bosch als Geschäftsführer und späterer Direktor zurück. Aber auch Eugen König wurde nach Abschluss seines Entnazifizierungsverfahrens 1951 wieder in den Vorstand gewählt und 1953 von seiner Firma sogar für einen Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland vorgeschlagen. Die Stadt Stuttgart lehnte eine Unterstützung dieses Vorhabens ab, u.a., weil König Zwangsarbeiter, die für die GKW tätig waren, misshandelt hatte. Bei Kriegsende 1945 wurde das Lager der GKW geplündert und umgekehrt König von befreiten Zwangsarbeitern misshandelt.
1953 wurde der langgestreckte heutige Bauteil C, der heute an die Morlockstraße angrenzt, an die bestehenden Bauteile angebaut. Dadurch entstand eine V-förmige Anlage mit Innenhof, wie sie bis heute erhalten ist.
Bis Mitte der 1960er Jahre war die inzwischen zu Edeka gehörende Genossenschaft selbstständig. Sie schloss sich ab 1970 der REWE an und firmierte bald als „GEKAWE-REWE“ mit Sitz in Fellbach. Nach der Auflösung des Lagers am Bellingweg gab es verschiedene Umnutzungen des Gebäudes: So befanden sich dort u.a. ein Reifenlager und ein Möbelgeschäft. Anfang 2000 erwarb die Stadt Stuttgart das Gebäude im Zuge der später gescheiterten Olympia-Bewerbung für das Jahr 2012. Seit 2011 hat das Stadtarchiv Stuttgart in dem für diesen Zweck umgebauten Lagerhaus seinen Sitz.
Das 1928 gegründete Stadtarchiv Stuttgart hatte zunächst Räumlichkeiten im Stuttgarter Rathaus. Im Zweiten Weltkrieg wurden große Teile der Bestände nach Schloss Löwenstein südlich von Heilbronn ausgelagert, das jedoch ausbrannte. Dabei wurde ein großer Teil der historischen Bestände des Archivs vernichtet. Weitere Bestände, die nach Rot an der Rot ausgelagert waren, konnten nach dem Zweiten Weltkrieg unversehrt zurückgebracht werden. Nach dem Wiederaufbau des Rathauses war das Archivgut in Turm und Kellerräumen des Gebäudes sowie auf verschiedene städtische Ämter verteilt. 1974 bezog das Stadtarchiv Räume in dem Gebäude der ehemaligen Volksbibliothek in der Silberburgstraße 191 sowie 1976 Magazinflächen in der Tübinger Straße 57, den Räumen der ehemaligen Druckerei Stähle & Friedel. Zudem nutzte das Archiv Räume in der Silberburgstraße 189 und besaß weitere kleinere Außendepots. Platznot und fehlende Klimatisierung machten die Suche nach einem neuen Standort nötig.
2005 beschloss der Stuttgarter Gemeinderat den Umbau des Gebäudes für das Stadtarchiv und beauftragte als Generalplaner die Firma agn aus Ibbenbüren. Die Bauherrenschaft übernahm das Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung. Nach Beginn der Bauarbeiten 2008 bezog das Stadtarchiv Ende 2010 die neuen Räume und konnte zu Beginn des darauffolgenden Jahres den Lesesaalbetrieb am neuen Standort wiedereröffnen. Neben dem Lesesaal und einer Bibliothek für Stadtgeschichte stehen den Archivnutzern auch ein Vortragssaal und ein Foyer, in dem kleine Ausstellungen präsentiert werden, zur Verfügung. Auch die Büros der Mitarbeiter, eine Restaurierungswerkstatt sowie die klimatisierten Magazinräume sind heute in dem ehemaligen GKW-Lagerhaus zu finden.
Neben den ins Archiv übernommenen Akten der Stadtverwaltung werden in den Magazinräumen Nachlässe von Privatpersonen und Vereinen sowie Sammlungen mit stadtgeschichtlichem Bezug, wie Gemälde und Grafik, Fotos, Postkarten, Plakate, Karten und Pläne, Drucksachen sowie Autographen untergebracht. Auch die Depoträume des Stadtmuseums Stuttgart, dessen Planungsstab bei seiner Gründung die gegenständliche Sammlung des Stadtarchivs übernommen hat, befinden sich in diesem Gebäude. Eine Solaranlage auf dem Dach sowie ein Eisspeicher unter dem Innenhof vermindern den für die Klimatisierung der Magazine nötigen Energiebedarf. 2011 wurde der Umbau von der baden-württembergischen Architektenkammer für „Beispielhaftes Bauen 2007-2011“ ausgezeichnet.