Georg Wilhelm Friedrich Hegel erlangte schon zu Lebzeiten Weltruhm als Philosoph. Er gilt noch heute als einer der gewichtigsten, aber auch schwierigsten Denker des Abendlandes. Bekannt ist er in der öffentlichen Wahrnehmung vor allem als „Preußischer Staatsphilosoph“. Diesen Ruf verdankt er seiner Berliner Professorenzeit, die zweifelsohne den Höhepunkt seiner akademischen Laufbahn darstellte.
Geboren wurde Hegel jedoch in Stuttgart. Am 27. August 1770 kam er in der heutigen Eberhardstraße 53 als erster Sohn der Familie auf die Welt. Sein Vater Georg Ludwig Hegel war Rentkammersekretär (d. h. Finanzbeamter), seine Mutter Maria Magdalena Louisa (geborene Fromm) entstammte einer vermögenden Stuttgarter Familie. In seinem Geburtshaus befindet sich heute das Museum Hegel-Haus, das neben einer Ausstellung zu Hegels Leben und Werk auch einen Gewölbekeller beheimatet, der in vielfältiger Weise als Veranstaltungsraum genutzt wird.
Die Familie Hegel lebte bis zu Georgs sechstem oder siebtem Lebensjahr in der Eberhardstraße und zog schließlich, nach einer heute nicht mehr weiter bekannten Zwischenstation, in die damals sogenannte „reiche Vorstadt“, die heutige Lange Straße 7. Dort wohnte Georg mit seinen Eltern und seinen beiden Geschwistern (Christiane Luise und Georg Ludwig) bis er im Alter von 18 Jahren zum Studium der Theologie nach Tübingen zog.
Seine Schulzeit verbrachte er am renommierten Gymnasium Illustre – dem Vorgänger des heutigen Eberhard-Ludwigs-Gymnasiums. Auch wenn es im Allgemeinen kaum möglich ist, den Einfluss von Hegels Stuttgarter Jugendzeit auf sein philosophisches Werk einzuschätzen, so lässt sich zumindest seine Begeisterung für den antiken Dramenstoff der Antigone, dem er sich in vielen seiner späteren philosophischen Werke widmete, bis in seine Gymnasialzeit zurückverfolgen.
Hegel ist über das Hegel-Haus hinaus im Stadtbild präsent, z. B. durch Straßen- und Platznamen (Hegelstraße, Hegelplatz), oder durch das an der Rathausfassade (in der Eichstraße) zu entdeckende Standbild. Die eindrucksvollste visuelle Huldigung Hegels ist aber wohl das aus seiner "Phänomenologie des Geistes" (1807) entnommene Zitat, das der amerikanische Künstler Joseph Kosuth 1993 am Stuttgart Hauptbahnhof anbringen ließ: „... daß diese Furcht zu irren schon der Irrtum selbst ist“.
Es erinnern jedoch nicht nur Orte und Kunstinstallationen, sondern auch regelmäßig stattfindende Ereignisse an Hegel. Seit 1970 verleiht die Stadt Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Internationalen Hegel-Vereinigung im dreijährigen Turnus den Hegel-Preis, um bedeutende Denker der Gegenwart zu ehren. Alle sechs Jahre ist Stuttgart außerdem der Ausrichtungsort für den von der Internationalen Hegel-Vereinigung veranstalteten Hegel-Kongress, der Philosophen aus aller Welt in die Landeshauptstadt lockt.